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Krieg - Eine Welt voller Barrieren: OT-Redakteur Till Mayer eröffnet seine Ausstellung am Gymnasium Burgkunstadt

Beeindruckende und berührende Portraits von Menschen, die durch die Folgen eines Krieges körperlich oder seelisch versehrt worden sind, zeigt die Ausstellung „Barriere:Zonen – Leben und Überleben mit Behinderung weltweit“ des Journalisten und Fotografen Till Mayer, die in Kooperation mit der Hilfsorganisation Handicap International entstanden ist.

Nach einleitenden Worten der stellvertretenden Schulleiterin Ingelore Dück begrüßte Till Mayer die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe und wies darauf hin, dass alle hier portraitierten Menschen eine Gemeinsamkeit verbinde, nämlich eine Behinderung, die ihren Ursprung in einem Krieg habe. Doch der Titel der Ausstellung hat auch noch eine andere Bedeutung. „Krieg ist eine Welt voller Barrieren. Diese Barrieren gibt es aber vor allem auch in den Köpfen, gerade wenn man nach Israel und Gaza blickt“, gab Mayer zu bedenken und lenkte damit zu den Ereignissen im Nahen Osten über.

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Auch Kriege, über die in Deutschland nicht berichtet wird, werden thematisiert, so zum Beispiel aus afrikanischen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik, Uganda und Somalia, oder aus asiatischen Staaten wie Burma oder Laos. Doch auch Folgen des Balkankrieges aus den 1990er Jahren  und der aktuellen Situation in der Ukraine, ein Land, das Till Mayer in stetiger Regelmäßigkeit seit vielen Jahren besucht und das ihm sehr ans Herz gewachsen ist, werden angesprochen. An dem Beispiel einer gehbehinderten Rentnerin aus der Hauptstadt Kiew wird deutlich, worin unter anderem die Arbeit von Handicap International besteht. Diese Frau kann so wie viele andere Menschen mit körperlicher Einschränkung nicht vor dem Krieg fliehen. Um zumindest zeitweise der U-Bahn-Station, in der sie wie viele andere Zuflucht vor Angriffen aus der Luft gefunden hatte, entfliehen und Tageslicht sehen zu können, hatte ihr Mann ihr aus einem alten Schirm ein Konstrukt als Gehhilfe gebaut. Die Hilfsorganisation konnte ihr einen richtigen Gehstock zur Verfügung stellen. Anderen vom Krieg Versehrten wurde es doch Handicap International möglich, eine Prothese zu erhalten, so zum Beispiel Menschen, die durch Landminen Extremitäten verloren haben.

Auch Samira, ein Mädchen aus der Zentralafrikanischen Republik, wird von der Hilfsorganisation betreut. Eine Kugel traf beim Angriff einer Miliz auf ihr Dorf ihr Bein. Die Familie musste fliehen. Erst drei Wochen nach der Verwundung konnte das Mädchen medizinisch versorgt werden. Das Bein konnte nicht mehr gerettet werden und wurde amputiert.

Till Mayer erklärte den Jugendlichen, dass er jeder von ihm portraitierten Person die Frage stelle, was ihr größter Wunsch sei. Samira, die trotz ihrer Behinderung ihre Mutter unterstützen muss, sagte, sie möchte Präsidentin werden, damit sich in ihrem Land etwas ändert.

Behinderungen sind nicht nur als körperliche Einschränkungen zu verstehen. Sie können auch seelischer Art sein. „Es sind Traumatisierungen, die nicht einmal unmittelbar durch das Kriegsgeschehen ausgelöst worden sein müssen, sondern auch dadurch, dass zum Beispiel der Vater an der Front kämpfen muss.“ Auch bei den Soldatinnen und Soldaten hinterlässt Krieg tiefe Spuren auf der Seele. „Viele von ihnen sind gar nicht viel älter als ihr“, gab der Fotograf zu bedenken.

Viele Schicksale, die im weiteren Verlauf angesprochen wurden, machten das Publikum sehr betroffen, so auch das der zwölfjährigen Shahed, die bei einem Bombenanschlag in Mossul (Irak) Mutter und Bruder verlor und auch ihr rechtes Bein. Der Journalist erklärte: „Diese Geschichte hat mich besonders mitgenommen. Der Vater des Mädchens bat mich zudem, ihn und seine Familie mit nach Deutschland zu nehmen. Er sagte: Wie kann ich, selbst wenn mein Haus noch steht, dorthin zurückkehren, an den Ort, wo ich Frau und Sohn verloren habe?“

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler noch Gelegenheit, Till Mayer Fragen zu seiner Arbeit als Journalist zu stellen.

Text und Bilder: Gör