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Wenn der Krieg das Leben erschüttert

Wir in Deutschland dürfen in Frieden leben. Doch dieses hohe Gut ist keine Selbstverständlichkeit, wie die Ausstellung „erschüttert – Einschläge, die alles ändern“ des Fotografen und Kriegsjournalisten Till Mayer, die in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation handicap international entstanden ist, eindrucksvoll zeigt.

In seinem Urlaub reist Till Mayer auf eigene Kosten in von Krieg gezeichnete Länder, um die Langzeitfolgen von oft bereits vergessenen oder in den Medien nicht mehr thematisierten Konflikten aufzuzeigen. Dabei entstehen beeindruckende Aufnahmen und Portraits von Menschen, deren Leben durch den Krieg erschüttert wurde. Einige davon waren rund drei Wochen im Gymnasium Burgkunstadt auf 20 Rollups zu sehen.

Am 04. Oktober hielt Till Mayer vor rund 60 Schülern der Q11 einen Vortrag zu seinen Fotografien und den dazugehörigen Geschichten der Menschen. Gebannt und tief bewegt lauschten die Jugendlichen den Ausführungen des Kriegsreporters, der in eindrucksvollen Worten die Hintergründe zu seinen Fotos aufzeigte.

Exemplarisch seien hier ein Vater aus dem Irak und seine vier Kinder genannt. Die Familie wollte fliehen, doch neben ihr explodierten zwei Autos, wodurch die Mutter und ein Sohn getötet wurden. Shahed, die älteste Tochter, ist bei dem Anschlag 12 Jahre alt. Zum Zeitpunkt des Interviews weiß sie noch nicht, dass ihre Mutter und ihr Bruder nicht mehr heimkehren werden, denn dem Vater hat bislang der Mut gefehlt, den Kindern die Wahrheit zu sagen. Shahed hat bei dem Anschlag ein Bein verloren, dennoch nimmt sie für ihre jüngeren Geschwister die Mutterrolle ein und lernt mithilfe eines Physiotherapeuten, sich mit dieser Beeinträchtigung zu bewegen. Die Begegnung mit dieser Familie brachte Till Mayer an seine Grenzen, dennoch führt er seine beachtliche Arbeit fort, für die er schon vielfach ausgezeichnet wurde.

Ein besonderes Anliegen ist dem Fotografen der Krieg in der Ostukraine, im Dombas. Viele Male hat er das Land bereits bereist. Dieser Konflikt mitten in Europa ist nahezu vergessen und vollzieht sich ungeachtet der Medien, obwohl hier tagtäglich gekämpft wird. Viele junge Menschen haben die Region verlassen, die Alten, die oft in großer Armut und in unmittelbarer Nähe zur Front leben, bleiben zurück.

Trotz des Leids, welches den Menschen widerfahren ist, strahlen doch alle einen bewundernswerten Optimismus aus und machen damit anderen Menschen Mut.

Besonders freut uns, dass wir Till Mayer als Paten für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gewinnen konnten.

Wie Schülerinnen die Ausstellung und den Vortrag empfunden haben, ist hier nachzulesen:

https://www.obermain.de/lokal/obermain/ausstellung-erschuettert-am-gymnasium-burgkunstadt;art2414,926084?wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.bing.com%2F&wt_t=1634653954645

Gabriele Görlich